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Herbert von Karajan's Urquattro kommt nach Hause

Überstellungsfahrt des 10.gebauten Urquattros mit Hindernissen

Momentan kann man in unseren Kreisen einen gewissen Trend zum Aufspüren alter Quattros mit möglichst niedriger Fahrgestellnummer erkennen. So stolperte unser Mitglied Georg Meznik schließlich auf einen der allerersten 1981er Modelle mit Fahrgestellnummer B-900061. Das Fahrzeug, nachweislich der 10. ausgelieferte Serien-Urquattro, ging am 12. Dezember 1980 an Dirigent Herbert von Karajan, der immer schon eine Leidenschaft für sportliche Autos hatte.

Herbert von Karajan gehörte zu den begeisterten Quattro-Fahrern der ersten Stunde. Schon bei der Präsentation in Genf im März 1980 lässt er sich von Audi-Chef Wolfgang Habbel und Fahrwerks-Ingineur Jörg Bensinger die Vorteile des quattro-Antriebs erklären. Es blieb nicht weiter verwunderlich daß Karajan kurz daraufhin einen der ersten gebauten Serienmodelle ausgehändigt bekam.

Ziemlich auf den Tag genau des 25. Todestages Karajans begann also das Unternehmen. Der Quattro stand in den Niederlanden, so beschloß man raufzufliegen und mit dem Auto auf Achse zurück nach Österreich zu fahren.

In den Niederlanden angekommen wurde man sich schließlich handelseinig und die Heimreise konnte beginnen. Die Geschichte sollte aber von einigen Schwierigkeiten gekennzeichnet werden.

Eine Chronologie des Schreckens

Nach ca. 200 km Fahrt treten plötzlich Motoraussetzer auf, die nach und nach stärker werden. Als Übeltäter wird eine defekte Lötstelle des Ansaugtemperaturfühlers diagnostiziert. Da weder Lötkolben noch entsprechendes Reparaturmaterial zur Hand stehen, wird das defekte Kabel versucht festzuklemmen. Durch Vibrationen und die Hitze des Motors kein vielversprechendes Unterfangen, denn das Kabel löst sich in kurzen Abständen wieder. Das bedeutet alle 1 Stunden bis 10 Minuten stehenbleiben.

Außerdem läuft das Motoröl, aufgrund einer defekten Ventildeckeldichtung, fröhlich in Richtung Aufpuffkrümmer. Unter beängstigender Rauchentwicklung aus dem Motorraum kommend nimmt der Quattro kein Gas mehr an und rollt schließlich an einer langen Anhöhe im dichten Abendverkehr aus und quittiert seinen Dienst. Es sei beiläufig noch zu erwähnen, daß dies in einem 2-spurigen Baustellenbereich ohne Pannenstreifen geschah. Dadurch wurde obendrein ein erheblicher Stau im Feierabendverkehr produziert. Natürlich ist weder Feuerlöscher noch Pannenwarnweste vorhanden. Wozu auch?

Alles wird gut

Nach einiger Zeit sprang der Quattro wieder an und so wurde spotzend der Rastplatz Spessart zwischen Würzburg und Aschaffenburg angesteuert, also nach bisher gefahrener 550 km Wegstrecke. Zudem konnte man jetzt auch noch verdächtige Geräusche aus Richtung des Turboladers vernehmen. Da es sinnlos ist in diesem Zustand weiterzufahren, blieb nichts andeses übrig als den ADAC-Pannendienst zu rufen. Dann gings Huckepack zum nächsten Audi-Betrieb und die Fahrzeugbesatzung stieg in den ICE-Zug in Richtung Heimat, frei nach dem Motto "Nerven sparen - Bahn fahren".

Einige Tage später wurde der Urquattro mit der Spedition nach Hause geliefert, wo der Wagen wieder aufgepäppelt wird. Es ist eben ein 33 Jahre altes Auto.....

Keine halben Sachen

Aber gut Ding braucht Weile: "Herbert" sollte ja technisch und motorisch wieder in den Urzustand gebracht werden. Matching Numbers heißt das Zauberwort! Glücklicherweise wurde im Laufe der Zeit nur ein anderer Motorblock implantiert, der Urblock mit der Nummer WR 000 034 aber ist erhalten geblieben und kam mit dem Auto mit. Akribisch genau wurde dieser neu aufgebaut, alle Peripherieteile konnten aber bestehen bleiben. Um nicht nur halbe Sachen zu machen, wurden gleich alle Steckverbindungen erneuert, alle Kabelbäume intensivst gereinigt und die notwendigen Teile neu gold verzinkt. Bei dieser Gelegenheit kam dann auch noch das Strahlen mit Glasperlen für alle Aluteile zum Einsatz, was bei den einzelnen Komponenten zu atemberaubenden Ergebnissen führte.

Aber: Es kam, wie es kommen musste: Als der Motor draußen war, wurde beschlossen, gleich den gesamten Vorderwagen komplett zu sanieren. Zu sehr hatte der Zahn der Zeit daran genagt als dass das perfekte Erscheinungsbild des neu aufgebauten Motors in diese Umgebung passen würde. Die Gelegenheit war daher günstig, das alles in einem Durchgang zu erledigen. Auf der Zielgeraden eingebogen, wird "Herbert" hoffentlich bald wieder mit seinem atemberaubenden 5-Zylinder Sound unterwegs sein.