Altes Gehäuse im Gesäuse
Eindrücke von der ARBÖ Classic 2008, Zieleinlauf in Hall
Es ist nicht leicht, mit einem Quattro bei einer Klassik-Veranstaltung
teilzunehmen. Denn so alt sind die meisten dieser Audis auch wieder nicht,
viele Quattro-Treter schauen dann also durch die Finger.
Der Zieleinlauf erfolgte durch Admont und endete schließlich in Hall, wo
der große Treffpunkt eine simple Wiese war. Die allerdings – der Wettergott
meinte es doch gut – durch anhaltenden Regen so aufgeweicht war wie eine Tafel
Milka im Hochsommer. Wirklich souverän kamen also nur die Quattros dort rein
(mit Ausnahme der allradgetriebenen Toyotas), der restliche Pulk musste schon
leichten Anlauf nehmen.
Alles in allem ergab das einen homogenen Haufen unterschiedlichster Autos,
die bis auf die vier Ringe im Namen und der Hohlwelle im Getriebe nur wenig Gemeinsamkeiten
hatten. Interessant auch: diese durchmischte Klassengesellschaft ließ sich auch
eins zu eins auf die Fahrer übertragen. Ganz offensichtlich war hier alles
vertreten, quer durch alle Einkommensschichten und aus allen Höhen und
Niederungen der sozialen Niveau-Varianten. Dennoch passte alles zusammen, jeder
faselte mit jedem, sodass selbst die kritischsten Kritiker sich verblüfft ins
Geschehen stürzten und mitmischten. Barfuß oder Lackschuh, der Spruch war an
diesem Tag und auf dieser Wiese gelebte Realität.
Zum Glück leben wir aber im Land der Ausnahmen und Sonderregelungen, sodass
bei der ARBÖ Classic einfach eine gesonderte Klasse ins Leben gerufen wurde.
Nur für Audis, nur mit Quattro-Antrieb.
Es musste also nicht unbedingt ein Audi Urquattro sein. Es reichte schon,
wenn alle vier Räder angetrieben werden. Die Kardanwelle als Gemeinsamkeit
reichte jedenfalls aus, um 105 Teilnehmer ins Gesäuse zu locken und knapp 300
Kilometer bergauf, bergab durch die Steiermark zu fahren.
Dieses unwesentliche Detail lockerte die Veranstaltung aber ein wenig auf
und konnte auch die Tatsache, dass man auf der Wiese sich nur brav einparken
durfte (jegliche Action war trotz bester Bedingungen untersagt) ein wenig
überblenden.
So oder so gabs schlussendlich eine bunte Mischung jedweder Varianten
allradgetriebener Audis. Vom absoluten Fetzen mit verbogenen blauen Blech, bis
hin zum piekfeinen Urquattro fand sich so ziemlich jede Zwischenvariante wieder.
Und all das führt uns zu verblüffenden Erkenntnissen: Quattro ist nicht nur
jung geblieben, sondern begeistert Jung und Alt auf sehr individuelle Art und
Weise. Es wäre für das äußere Erscheinungsbild mancher Modelle ein
Betonparkplatz zwar besser gewesen, doch irgendwie wirkt ein vergatschter Audi
doch ein wenig authentischer. Und: das übliche Hocken im Feuerwehr-Haus mit der
üblichen Feuerwehrfest-Musik zum Schluss hätte nicht unbedingt sein müssen.
Dass Bier die flüssige Form von Quattro ist, leuchtet schon ein und das passt
ja auch so. Aber Wurst & Durst kann man auch etwas liberaler machen –
einfach so, wie es der Quattro auch ist.
Text: Roland Scharf